SCHMELLWITZ GESTERN & HEUTE – Neu Schmellwitz

GESTERN: 1984 BIS 1990


JÜNGSTE PLATTENBAUSIEDLUNG IN COTTBUS/CHÓŚEBUZ

1984 waren die ersten Wohnungen in der Gotthold- Schwela-Straße bezugsfertig geworden. Bei den meisten Bewohnern war die Freude darüber, in eine Neubauwohnung mit Warmwasser und Fernheizung zu ziehen, riesig zumal vielerorts noch Wohnungsknappheit herrschte. Damals kamen viele, vor allem junge Fachkräfte aus allen Teilen der Republik hierher, um vorwiegend im Braunkohlentagebau, in der Energiegewinnung und im benachbarten Textil-Kombinat zu arbeiten. Sie gründeten Familien und sorgten für jede Menge Nachwuchs. Dank der sicheren Arbeitsplätze und der zahlreich vorhandenen kostenlosen Kindereinrichtungen war das auch kein Thema. Die Wohnungsgesellschaften kamen mit dem Bauen kaum hinterher, denn bis zum Jahre 2020 sollte dieses Neubaugebiet einmal 20.000 Einwohner aufnehmen.

AUF PFÄHLEN GEBAUT

Für Neu Schmellwitz wurde dabei viel technischer Aufwand betrieben um die ehemalige Moor- und spätere Ackerlandschaft für den Wohnungsbau nutzbar zu machen. Wie Venedig ist es so größtenteils auf Pfählen erbaut worden, nur sieht man sie nicht. Hunderte von Betonpfählen (Ortbeton) mussten mit schwerer Technik durch die vorhandene Torfschicht tief in die Erde gebohrt werden, damit die Häuser sicher stehen und später nicht absinken. Zum Absenken des Grundwasserspiegels wurde ein Grabensystem rund um den Ortsteil angelegt, welches mit der Spree verbunden und ein fließendes Gewässer ist.

HEUTE: 1990 BIS 2020

AUFSCHWUNG, RÜCKBAU, STABILISIERUNG

1990 zog die politische Wende jede Menge Veränderungen nach sich und machte auch vor den Menschen in Neu Schmellwitz nicht halt. Betriebe wurden stillgelegt, und infolge dessen viele Arbeitsplätze vernichtet. Das führte dazu, dass viele der Arbeit folgen mussten und wegzogen. Andere wiederum, die Arbeit und Geld hatten, zogen in ein selbstgebautes Eigenheim am Stadtrand. Ein großer Teil der Jugendlichen musste die Heimat verlassen, um in den alten Bundesländern einen Beruf erlernen zu können oder ein Studium aufzunehmen.

1993/34 erlebte das Neubaugebiet im Vorfeld der Bundesgartenschau 1995 trotzdem einen Aufschwung. So wurde das rein technische Grabenssystem durch Landschaftsarchitekten und Geologen in ein wunderbares Naherholungsgebiet verwandelt. Viele
Spieplätze in den Innenhöfen bekamen ein neues Antlitz und weitere Gewerbegebäude wurden errichtet.

2000 war es dann mit dem Aufschwung vorbei und es passierte das, was vielen Plattenbausiedlungen in der ehemaligen DDR passierte. Der Wohnungsleerstand wurde auch in Neu Schmellwitz so bedrohlich, dass man ab 2008 um einen Rückbau in großem Umfang nicht umhin kam. Dieser Rückbau führte auch dazu, dass sich die Einzelhandelslandschaft bis heute stark veränderte. Viele Stammkunden blieben weg und so stehen noch heute viele kleine Läden leer. Aber allen Tatsachen zum Trotz ist Neu Schmellwitz in den Einwohnerzahlen wieder stabil und immer noch einer der größten Wohngebiete mit einem der höchsten Anteile an Kindern und Jugendlichen. Träger wie der Bürgerverein e.V. Schmellwitz, das Stadtteilmanagement Neu Schmellwitz und die Akteure des Offenen Netzwerk Schmellwitz versuchen mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten, wie beispielsweise Familien- und Hoffesten oder den Open-Air-Kinonächten, Neu Schmellwiz weiterhin Attraktivität zu geben.

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?

Was die Zukunft für Neu Schmellwitz bringen wird ist noch nicht klar. Sicher ist, das Wohnraum in Cottbus/Chóśebuz wieder sehr begehrt ist und die vielen Rückbauflächen in Neu Schmellwitz großes Potenzial haben, wieder neuen individuellen Wohnraum zu bieten. Die Stadtverwaltung hat dies in ihrem neuen Flächennutzungsplan auch erkannt und vorgesehen. Vielleicht profitiert der Ortsteil vom zukünftigen Cottbuser Ostsee oder auch vom Strukturstärkungsgesetz, welches neue Arbeitsplätze in Cottbus/Chóśebuz vorsieht. Niemand kann dies genau sagen.


Unsere Tafeln zum Geschichtsprojekt

Unser Tafeln sind auf Alu-Verbundplatten in A1 gedruckt und können gern auch für eine Ausstellung ausgeliehen werden. Bitte kontaktieren Sie uns einfach.


Quellenangaben:


Diese Tafel wurde im Rahmen des Projektes “Schmellwitz Heute & Gestern” des Bürgerverein e.V. Schmellwitz erstellt. Kontakt unter info@bv-schmellwitz.de
Text-Quelle: Stadtarchiv der Stadt Cottbus/Chóśebuz, Text: Michael Tietz, Norbert Mittelstädt („25 Jahre Neu-Schmellwitz“), Fotos: Herr Groschke, Wolfgang Schliephake, Michael Tietz, Zeitungsartikel: Lausitzer Rundschau, Neues Deutschland, Layout: Michael Tietz